Striche, genauer gesagt waagrechte Striche in der Zeilenmitte, haben verschiedene Funktionen: Es gibt den Gedankenstrich, den Bindestrich, den Auslassungsstrich, den Trennstrich, den Bis-Strich, das Divis und das mathematische Minuszeichen. Striche sind auch unterschiedlich lang: Es gibt Viertelgeviert-, Halbgeviert- und Geviertstriche. Auf der Tastatur scheint es aber nur einen Strich zu geben, den neben dem Punkt. Dieser Strich wird häufig als Minuszeichen bezeichnet, weil er sich auf dem Zehnerblock der Tastatur wiederholt und dort eindeutig die Minusfunktion hat. Weil es ganz offensichtlich keine anderen Striche gibt, wird dieses »Minuszeichen« für alles eingesetzt, was einen waagrechten Strich benötigt – oder man folgt dem amerikanischen Vorbild und lässt die Striche einfach weg.
Das ist die schlechteste aller Lösungen, leider aber eine immer weiter verbreitete. Da in medizinischen Texten viele neue Fachbegriffe das Deutsche verenglischen, werden nicht mehr Komposita als eine der charakteristischsten Eigenarten der deutschen Sprache gebildet, sondern Substantive einfach hintereinandergestellt und mit Leerzeichen voneinander getrennt. Dabei bleibt es dann dem Leser überlassen, die richtige Zuordnung zu finden. Es heißt nicht mehr Herz-Kreislauf-System, sondern Herz Kreislauf System, nicht mehr Koronarangiographie, sondern Koronar Angiographie, nicht Body-Mass-Index, sondern Body Mass Index, nicht Schlaf-wach-Störung, sondern Schlaf wach-Störung oder gar Schlaf wach Störung; selbst das Fugen-s verhindert nicht den Obduktions-Befund oder Obduktions Befund.
Diese Leerzeichen können – und müssen – durch den normalen Bindestrich ersetzt werden. Dazu dient der auf der Tastatur leicht zu findende Strich. Er ist gleichzeitig auch »Trennstrich«, wenn es um die bessere Lesbarkeit von Worten wie Druck-Erzeugnis oder Ur-Instinkt geht. In diesen Fällen trennt er die Bedeutungsinhalte, lässt beide Teile aber dennoch als ein ganzes Wort stehen.
Der Strich, der im Fall einer Trennung am Zeilenende eingefügt wird, ist der eigentliche Trennstrich. In den Zeiten der Textverarbeitungsprogramme sind dabei der harte, der bedingte und der weiche Trennstrich zu unterscheiden:
Bei Ehefrauen und -männern, aber auch beim Vor- und Nachwort, also bei Auslassungen, kommt ebenfalls der »Bindestrich« zum Einsatz. Weil dieses Zeichen aber oft am Zeilenende stehen bleibt, während die kleingeschriebenen Männer oder andere Wortteile in die nächste Zeile verrutschen, bieten Textverarbeitungen einen sog. geschützten Trennstrich an, der genau das verhindert: Er bleibt mit dem nächsten Buchstaben verbunden und rutscht ggf. mit in die nächste Zeile. Bei den Auslassungen gibt es aber eine Ausnahme, nämlich die bei Zahlen. Preise, z.B. 15.– Euro werden mit langem Auslassungsstrich geschrieben.
Zwischenergebnis: Abgesehen von diesem längeren Auslassungsstrich bei Zahlen sind bis hierhin alle Striche im Druck gleich kurz. Im Prinzip kann der Tastaturstrich für alle diese Striche verwendet werden, wenn sich auch bei den Worttrennungen und den Auslassungen dabei Probleme ergeben können.
Der Gedankenstrich ist anders: Erstens ist er länger als der Bindestrich, zweitens steht in der Regel ein Leerzeichen davor und eins dahinter, drittens ist er auf der Tastatur nicht direkt zu erreichen. Es gibt ihn in Satzeinschüben in doppelter Form und einfach bei Gegensätzen. Er trennt den Satz mehr als ein Komma und kann den Lesefluss sogar behindern, wenn man ihn zu ausgiebig einsetzt.
Bis- und Streckenstriche sind so lang wie ein Gedankenstrich, sie werden einerseits bei Zeitangaben verwendet (8–9 Uhr), dann meist ohne umgebende Leerzeichen, und andererseits, wenn Strecken angegeben werden, z.B. bei der Verbindung München–Ulm, ebenfalls ohne Leerzeichen. Ein solcher Strich kann aber auch im Sinne von »gegen« verwendet werden, z.B. Hamburg – München, wird dann aber von Leerzeichen eingerahmt.
Es ist in aller Munde, z.B. bei der Weitergabe von Strichen in Internetadressen. »MT minus M Punkt de« spricht sich einfach schneller als »MT Bindestrich M Punkt de«. Das eigentlich richtige mathematische Minuszeichen ist jedoch länger als der Bindestrich und wird korrekterweise nur als mathematisches oder chemisches Minus eingesetzt. Im Vergleich zum gleich langen Gedankenstrich setzt man es typografisch etwas höher in der Zeile, weil es dann besser zu den anderen Rechenzeichen passt. In der Praxis sind Minuszeichen und Bindestrich jedoch allzuoft identisch.
Die »normalen« Striche sind Bindestriche, Trennstriche und Auslassungsstriche (bei Wortteilen). Sie haben die Länge eines Viertelgevierts (Geviert bedeutet Quadrat, seine Seitenlänge ist die Mindestzeilenhöhe der jeweiligen Schrift). Die langen Striche sind Gedankenstriche, Bis-Striche, Streckenstriche, Auslassungsstriche (bei Zahlen) und das Minuszeichen. Sie haben die Länge eines Halbgevierts, der Gedankenstrich wird gelegentlich auch als Halbgeviertstrich bezeichnet. Der Geviertstrich findet sich nur selten in der Praxis, z.B., um Auslassungen in Tabellen kennzuzeichnen.
In der praktischen Umsetzung sind dies die häufigsten falschen Striche:
Gelöst werden diese Probleme einmal, indem man die richtige Bedeutung der Striche beachtet, und zum anderen mithilfe der nachfolgenden »Strichliste«, weil die langen Striche nun mal nicht auf der Tastatur zu finden sind:
Strich |
MS Word |
Writer, LibreOffice |
Textmaker |
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Bindestrich |
Bindestrich (Divis) wie auf der Tastatur vorhanden |
||
harter Trennstrich |
ist so gut wie nie notwendig, wenn doch, wird dieser Strich als Bindestrich eingegeben |
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weicher Trennstrich |
Strg+Bindestrich |
Strg+Bindestrich |
Strg+Bindestrich |
Auslassungsstrich |
Bindestrich, für einen geschützten Strich Strg+Shift+Bindestrich |
Bindestrich |
Bindestrich |
Gedankenstrich |
Strg+Bindestrich des Zehnerblocks |
doppelte Eingabe eines Bindestrichs |
Strg+Bindestrich des Zehnerblocks |
Bis-Strich, Streckenstrich |
Eingabe als Gedankenstrich, bei der Verwendung im Sinne von gegen mit umgebenden Leerzeichen |
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Minuszeichen |
in der Praxis meist Eingabe als Gedankenstrich |
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